Geschichte

Im Jahre 1884 wurde die Gründung einer Feuerwehr beschlossen. Es war zunächst eine Pflichtfeuerwehr, an der sich alle Bürger vom 18. bis zum 50. Lebensjahr zu beteiligen hatten.
Vor dem Jahre 1884 waren alle Bürger und Bürgerinnen im Brandfall verpflichtet, beim Löschen mitzuhelfen. Was für eine Löscherei dies jedoch ergab, kann sich jeder vorstellen. Das neugierige Publikum stand den tatkräftigen und eifrigen Bürgern überall im Wege. Die Befehle durchkreuzten sich, wenn nicht eine allgemein anerkannte und gefürchtete Autorität die Führung an sich gerissen hätte.
Dies sollte in Degerloch anders werden. Durch den Beschluß des Gemeinderates vom 9. Juli 1886 wurde die Feuerwehr endgültig ins Leben gerufen und zwar in einer Stärke von 270 Mann. Diese 270 Mann wurden in 6 Löschzüge eingeteilt. An die Spitze als Kommandant trat Werkmeister Friedrich Bühler. Sein Adjudant und Stellvertreter wurde Karl Straif.

Als Zugführer wurden gewählt:
ZugführerStellvertreter
1.ZugKonrad BeckJosef Koch
2.ZugChristian KaiserChristoph Kies
3.ZugKarl GohlKarl Harm
4.ZugKarl HeinrichGottlob Harm
5.ZugGottlob NeefJohannes Böhm
6.ZugKarl GauderJohann Georg Gohl
An Geräten besaß die Feuerwehr bei Ihrem Entstehen :
1 Gerätewagen, 1 Hydrantenwagen, 3 Handdruckspritzen sowie Leitern, Äxte, Butten und Wassereimer.
Am 3. April 1897 trat Kommandant Friedrich Bühler von seinem Amt zurück. An seine Stelle wurde Karl Greiner gewählt.

Am 25. Juni 1897 durfte die Feuerwehr die Weihe der von Kommerzienrat G. Benger gestifteten Fahne vornehmen. Diese Fahne wurde 1945 von den Besatzungsmächten -vermutlich von den Franzosen- mitgenommen.

Im Jahre 1898 trat Kommandant Greiner zurück. Am 23. März 1899 wurde Kamerad Emil Durst zum neuen Kommandanten gewählt. An die Stelle des zurückgetretenen Kommandanten Durst wurde am 29. April 1901 Gottlob Raff gewählt. Kommandant Raff, der die Mängel der Pflichtfeuerwehr kannte, versuchte diese in eine Freiwillige Feuerwehr umzubilden, was aber nicht gelang, da die Degerlocher Verhältnisse dazu anscheinend noch nicht reif waren.
Kommandant Raff schied am 27. April 1906 altershalber aus. An seine Stelle trat Zimmermeister Dietrich. Bereits am 8. Dezember 1907 mußte er krankheitshalber seine Kommandantur niederlegen.

Somit kam es zu einer Neuwahl. Diese fiel jedoch in die vor dem Abschluß stehenden Verhandlungen über die Eingemeindung von Degerloch nach Stuttgart. Dabei trat wieder die Frage auf, ob die Pflichtfeuerwehr beibehalten oder ob eine Freiwillige Feuerwehr – wie sie in den Vororten bereits vorhanden war – gegründet werden solle. Da jedoch die Eingemeindungsfrage noch offen stand, mußte die Wahl eines neuen Kommandanten bis zu einer Lösung zurückgestellt werden. Zwischenzeitlich wurde der Stellvertreter des Kommandanten – Wilhelm Hohl – mit der Weiterführung der Kommandanturgeschäfte und Leitung der Wehr betraut.

Im Jahre 1909 enstand die Weckerlinie. Die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr verlief in ruhigen Bahnen, was den einzelnen Kommandanten und den Verwaltungsräten durch deren zielbewußte Geschäftsführung zu verdanken war.

Unter dem Kommandanten Wilhelm Hohl wurde am 1. Mai 1920 beschlossen eine Feuerwehrkapelle zu gründen, die unter ihrem Dirigenten Rudolf Laux bald einen guten Ruf hatte. Beim Weckerlinientag (Feuerwehrtag) vom 19. bis 20. Mai 1928 in Schwäbisch Gmünd war unsere Wehr zum ersten Mal bei einer solchen Veranstaltung vertreten.

Vom 27. April bis 3. Mai 1930 war im Großraum Stuttgart die erste Feuerschutzwoche (Brandschutzwoche). Sie stand unter dem Motto ‚Helft Feuer verhüten‘. Für eine Nachtübung wurden von der Branddirektion 50 Wachsfackeln, 3 künstliche Feuer und 30 Rauchpatronen zur Verfügung gestellt.
Leider mußte Kommandant Hohl am 21. Februar 1931 sein Amt krankheitshalber niederlegen. Die Wehr beschloß ihn zum ersten Ehrenkommandanten der Freiwilligen Feuerwehr zu ernennen. Die Kommandantenzeit von Kamerad Hohl wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, da er Soldat wurde. In der Zeit von 1914 bis 1919 führte Schlossermeister Friedrich Keller sein Amt weiter.

Der Nachfolger von Kommandant Hohl wurde Malermeister Christian Ehmert.
Die große Stunde der Freiwilligen Feuerwehr schlug am 21. Dezember 1931, als sie mit ihren Wagen im Galopp die Neue Weinsteige hinunter zum Brand des Alten Schlosses eilte. Während alle anderen Feuerwehren den Zaun vor dem Alten Schloss respektierten, legten die Degerlocher den Zaun kurzerhand um, fuhren auf den hoheitlichen Rasen und bekämpften den Brand von dieser Seite.

Der Besuch des Feuerwehrtages 1933 in Karlsruhe war für die Degerlocher Feuerwehrmänner selbstverständlich.

Kommandant Ehmert und seinem Verwaltungsrat oblag die Gestaltung zum 50jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Degerloch im Jahr 1934. Die Mannschaftsstärke beim 50jährigen Jubiläum bestand aus: 4 Führern und 73 Mann

Der Gerätebestand umfaßte :
1 Mannschaftswagen, 2 Maschinenleitern (davon 1 Drehleiter), 1 Kleinmotorspritze und 3 Hydrantenwagen.

Zu dieser Zeit mußten noch alle Geräte mit dem Pferdegespann transportiert werden.

Ebenfalls im Jahre 1934 wurde auf dem Hoffeld eine eigene Löschgruppe der Degerlocher Wehr gegründet. Sie verfügte über eine Kleinmotorspritze und eine eigene Weckerlinie.

Die Gründungsmitglieder waren: Hans Bilger, Christian Eisenmann, Franz Finke, Albert Hiller, Willy Jörger, Max Knobloch, Wilhelm Kurrle, Gotthold Seitter, Christian Stark und Engelbert Triebswetter.

1935 wurde die Degerlocher Feuerwehr motorisiert. Sie bekam von der Berufsfeuerwehr einen Benz-Mannschaftswagen mit Vollgummibereifung, der bis nach dem Krieg der Abteilung zur Verfügung stand. 1937 kam noch eine Autodrehleiter hinzu. Im Alarmfall konnte somit ein kompletter Löschzug motorisiert ausrücken. Durch die fortschreitende Motorisierung und Technisierung verringerte sich die notwendige Personalstärke.

Bei der Generalversammlung am 16. Januar 1937 gab Hauptbrandmeister Christian Ehmert seinen Rücktritt als Kommandant bekannt. Am 26. April deselben Jahrs wurde er zum Ehrenkommandanten ernannt.
Oberlöschmeister Albert Schradin übernahm auf Antrag am 15. März 1937 den Vorsitz und wurde am 26. April als Hauptbrandmeister bestätigt. Die Belange der Wehr führte er bis zum Zusammenbruch. Als am Ende des Krieges alles zerschlagen und aufgelöst war, gab es in Degerloch keine Feuerwehr mehr. Niemand wollte mehr eine Uniform tragen.

Am 15.Dezember 1946 hat die Leitung der Berufsfeuerwehr alle Kameraden, die vor dem Krieg dabei waren, zu einer Versammlung eingeladen. Es ging dabei um die Notwendigkeit den Übungsbetrieb wieder aufzunehmen. Von 40 eingeladenen Kameraden waren 15 bereit mitzumachen, somit wurde die Freiwillige Feuerwehr Degerloch/Hoffeld wieder ins Leben gerufen. Mit der Führung dieser kleinen Truppe wurde Emil Frech beauftragt und schliesslich auch zum Kommandanten gewählt. Die Mitglieder hießen: Eugen Gauder, Max Strauß, Willi Körber, Rudolf Schlapp, Eugen Haiber, Engelbert Triebswetter, Rudolf Laux, Willi Laux, Rudolf Blasenbrei, Otto Schneider, Karl Beilharz, Friedrich Kaiser, Wolf Raff, Karl Kreer und Alois Surner.

Aufgabe war es die Abteilung wieder aufzubauen. Hierzu wurden junge Leute geworben und ausgebildet. Herr Brandinspektor Demeter, Verbindungsmann zur Berufsfeuerwehr, hat sich um die Ausbildung verident gemacht. Zur Generalversammlung am 23.April 1955 spielte zum ersten Mal die wieder gegründete Feuerwehrkapelle unter der Leitung von Kamerad Rudolf Laux jr. Leider musste die Kapelle bereits nach 3 Jahren wieder aufgelöst werden da sie überaltert war und es an Nachwuchs fehlte.

Am 12.September 1959 konnte in der Festhalle der Albschule bei einem Festbankett das 75jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Degerloch, den 50. Jahrestag der Weckerlinie sowie das 25jährige Bestehen der Löschgruppe Hoffeld gefeiert werden.

Die Wehr bestand zu Ihrem 75jährigen Jubiläum aus 28 Mann, 1 Motorspritze (LF15), 1 Autodrehleiter und 1 Kleinmotorspritze (LF8)